SPIRITUALITÄT und ENGAGEMENT — Impulse für eine Synthese
— Aus einem Gespräch mit dem Sacred Activism Initiator Andrew Harvey —
In unserer Zeit beginnt bei mehr Menschen ein Bewusstsein dafür zu entstehen, dass die Arbeit an sich selbst, an der eigenen spirituellen Entwicklung und das Aktivwerden für unsere menschheitliche Entwicklung, um soziale Ungerechtigkeit, Hunger, Kriege und Naturzerstörung zu überwinden und die Menschheit zu einen verbunden werden und zusammengehören muss — dass die gegenwärtigen globalen Krisen uns dazu geradezu auffordern.
Eine Bewegung in dieser Richtung ist die Sacred Activism – Bewegung, die Aktivwerden zum Wohl allen Lebens als «heilig» begreift.
Im deutschen Sprachgebrauch wird Aktiv“ismus“ oft eher als gewisse Überaktivität verstanden — der englische Begriff besagt einfach engagierte Aktivität, engagiertes Aktiv-werden.
Als eine Einführung in die Thematik und zugleich als geistiger Impuls einige Gedanken aus einem Gespräch mit dem spirituellen Lehrer Andrew Harvey, der einer der Initiatoren der Sacred Activism Bewegung ist.
▷ So ist das Mystische allein, nicht genug? Es muss eins werden mit Aktivismus?
Andrew Harvey: Alle mystischen Systeme sind süchtig danach, diese Realität zu überwinden. Dieses Süchtigsein ist ein Teil der Begründung, warum die Welt zerstört wird.
Die monotheistischen Religionen verehren einen Gott außerhalb des Planeten und würden diese Welt und was zu ihr gehört für die Anbetung dieses Gottes opfern.
Doch der Gott, dem ich begegnet bin, war beides — immanent und transzendent.
Diese Welt ist keine Illusion, und die Philosophien die das sagen, sind unausgereift und halbwahr.
In einer authentischen mystischen Erfahrung, verschwindet die Welt und offenbart sich als der Tanz des göttlichen Bewusstseins.
Doch dann erscheint sie wieder, und du siehst, dass alles auf das du schaust, Gott ist, und alles was du berührst, Gott ist. Diese Vision erschüttert dich völlig.
Wir sind so süchtig danach, entweder nach dem Materialismus oder die materielle Welt zu transzendieren, dass wir Gott direkt vor uns nicht sehen — in dem Bettler, dem sterbenden Kind, der verzweifelten Frau;
in unserem Freund, in der Katze, in dem Floh. Wir vermissen es, und indem wir es vermissen, lassen wir es zu, dass die Welt zerstört wird.
▷ Wie wird ein Mystiker zu einem Aktivisten?
Es scheint ein Widerspruch in sich zu sein.
Andrew Harvey: Die Mystiker, wie wir sie kennen, werden beten, wenn der letzte Baum gefällt wird.
Sie sind Junkies der Ekstase und Glückseligkeit und sie sind in die individuelle Orientierung ihrer eigenen mystischen Erfahrungen eingebunden.. ...
Dann sind da die Aktivisten, die edel und rechtschaffen sind und die ihr Leben für ihre Sache geben — aber sie sind im Bewusstsein geteilt.
Sie dämonisieren andere und brennen oftmals aus.
Weder die Mystiker noch die Aktivisten bringen Transzendenz und Immanenz, Herz und Verstand, Seele und Körper, Präsenz und Handlung in ein Gleichgewicht.
▷ Aber berücksichtigen nicht viele Traditionen – vom Christentum zu den 12 Schritte Programmen — das Dienen (den Dienst) als eine spirituelle Notwendigkeit?
Andrew Harvey: Ja, das ist wesentlich für alle großen Traditionen, vom Buddhismus zum Judentum. Im Hinduismus ist es, was das Selbst tut, wenn es sich in jeder Realität wieder erkennt.
Im Schamanismus, führt das im Einklang sein mit der Natur dazu, allen lebenden Wesen zu dienen. Dienen ist die zentrale Botschaft des Christentums — auch wenn es zum größten Teil verloren gegangen ist.
Heiliges Aktivwerden (Heiliger Aktivismus) ist nicht etwas Neues —
doch es ist notwendig, dass wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Dringlichkeit und Intensität in diese Botschaft bringen
– weil es eine weltweite Abhängigkeit von Geld und Macht gibt und eine weltweite Mutlosigkeit, die sogar Menschen betrifft, die behaupten, religiös zu sein, aber die im Geheimen die menschliche Spezies aufgegeben haben.
Dienen, so wie es üblicherweise verstanden wird, wird nicht genug sein.
In Suppenküchen zu arbeiten, streunenden Tieren zu helfen, sich um ältere Frauen zu kümmern, an den Totenbetten junger Menschen, die an AIDS sterben zu sitzen — all dies sind verdienstvolle Handlungen, doch wir müssen weiter gehen.
Was jetzt erforderlich ist, ist inspiriertes, tiefgreifendes Handeln auf jeder Ebene.
— Zukunftswerkstatt 21 / Kulturarbeit ✎ —
Da ich den Text sehr wesentlich empfinde,
und da es in GmG 2 um Gesellschaft und Bewusstseinswandel geht,
stelle ich ihn in dieses Board.
Gestalten wir das Forum zu einem Ort des Austauschs über die GmG, ✎ der Klärung von Fragen, die uns beschäftigen, des Teilens von Erfahrungen und Verschiedenstem, das uns inspiriert.. ... ☀