(Kopie meines Beitrages vom 02.09.2009 unter Bibel = Lüge)
Hallo Alle zusammen,
Vorweg erst einmal ein paar meiner Gedanken zur Wahrheit und Lüge
Was ist Wahrheit und was ist Lüge? Was sind Halbwahrheiten? Wie kann etwas halb wahr sein?
Allein an diesen Fragestellungen merkt man, dass es nicht sehr leicht ist, Wahrheit und Lüge voneinander zu trennen. Meiner Meinung nach gibt es nur Wahrheit und Unwahrheit. Das Wort Lüge benutze ich ungern, weil es mit Negativität behaftet ist.
Es gibt aber immer verschiedene Arten von Wahrheit, weil jeder seine eigene Wahrheit hat. Um das nun etwas verständlicher zu machen, erzähle ich erst einmal eine kleine Geschichte.
Auf dem Domplatz in Köln kniet ein älterer Mann mit alter, zerrissener und mit Farbe vollgekleckster Kleidung. Auf dem Kopf hat er eine schmieriger Mütze und viel Farbe an Händen und im Gesicht. Er malt eifrig an einem Bild. Der Dom ist in seiner ganzen Pracht schon als Gemälde fertig gestellt. Dazu ist schon im Vordergrund die Heilige Marie sehr gut zu erkennen. Auch das Jesuskind in ihren Armen kann man schon deutlich erkennen. Aber das Werk ist noch nicht ganz fertig. Es kommt ein Herr im feinen Anzug vorbei und sieht diesen Mann dort knien. Er schüttelt nur den Kopf und denkt: “Dieses asoziale Pack, muss das denn sein, dass der schöne Domplatz von so einem Penner verschandelt wird?“ - Greift zum Handy und ruft die Polizei. Dann kommt eine Frau mit Kind (ca. 6 Jahre) hinzu, sieht das Bild und sagt: „Mein Gott was für ein schönes Gemälde. So ein lebendiges und kraftvolles Kunstwerk habe ich noch nie gesehen. Auch das Kind schaut sich alles genau an. Die Polizei kommt, spricht mit dem Mann im Anzug. Dieser zeigt erst auf den Maler und dann auf die Frau mit Kind. Die Polizei macht sich Notizen - nimmt wahrscheinlich die Personalien des Herrn im Anzug und denTatbestand auf. Daraufhin kommt die Polizei zum Maler(Täter) und der
Frau. Sie nehmen auch die Personalien dieser Personen auf. Dann muss der Täter seine Sachen zusammensuchen und wird von der Polizei mitgenommen.
Monate später kommt es zur Gerichtsverhandlung. Erst wird der Täter vom Richter vernommen. Er fühlte sich keiner Schuld bewusst, und erzählt, dass er vom Anblick des Doms so überwältigt und inspiriert war, dass er sofort Farben besorgte, um zu malen. Danach wurde der Herr im feinen Anzug vom Richter verhört. Von diesem erfuhr er, dass es sich beim Angeklagten um einen Penner handelte, der den schönen Domplatz verunstaltete. Aus diesem Grund erstattete er (der Herr im feinen Anzug) Anzeige.
Der Richter schaute zum Angeklagten. Dieser war völlig normal gekleidet. Nichts wies auf einen Penner hin. Als nächstes kam die Mutter von dem Kind, dessen Personalien die Polizei auch aufgenommen hatte. Dieses Mal bekam der Richter zu hören, dass es sich beim Angeklagten um einen Künstler handelt, und dass er ein wunderschönes Gemälde vom Dom
gemalt hätte, von dem sie überwältigt gewesen wäre.
Wieder schaute der Richter zum Angeklagten. War das nun ein Künstler?
Nachdem er sich nun alle Parteien angehört hatte, war der Richter sehr verzweifelt. Wie passen diese Gegensätze nun zusammen. Künstler oder Penner, Geschmiere oder Kunstwerk. Der Richter selbst war ja nicht dabei und konnte sich nun wirklich kein klares Bild machen. Einer von den Zeugen musste sich doch irren- oder doch nicht? Wer von den Beiden
erzählte denn nun die Wahrheit? - Er nahm noch einmal die Akte zur Hand und bemerkte eine Randnotiz: „Mutter mit Kind (ca. 6 Jahre)“ Nun dachte der Richter. Vielleicht sollte ich noch einmal die Sitzung fortsetzen und mir das Kind dazu anhören.
Gesagt, getan. Da das Kind zufällig sowieso mit der Oma vor der Tür auf die Mutter wartete, konnte die Sitzung direkt fortgesetzt werden. So kam das Kind zum Richter und erzählte ihm alles. „Ja da war der alte Mann mit zerrissen und voll mit Farbe verschmierten Hosen. Auch der graue Kittel war mit Farbe verschmiert. Auf dem Kopf hatte er eine schmierige Mütze auf. Der hatte genauso wie ich, wenn ich male, die Hände und das Gesicht voll Farbe. Er hat ein schönes Bild gemalt. Die gleiche Kirche, die dort auf dem Platz steht, bloß eben viel kleiner. Dann war da noch eine Frau mit einem Baby auf dem Arm. Mama sagte, die sind heilig und deshalb schien die Sonne über deren Köpfe. Das heißt Heiligschein oder so. Dann kam die Polizei und hat mit Mami und dem alten Mann geredet. Die waren nicht so freundlich. Die haben mit ihm genauso geschimpft, wie Mami mit mir, wenn ich so mit der Farbe
rumkleckere. Der musste auch sofort die Farben zusammenräumen und mitgehen, um sich zu waschen. Das Bild ist aber nicht mehr da. Als ich mit Opa über den Platz gegangen bin, um ihm den Heiligschein zu zeigen, war es weg. Das war da, wo ich von Opa das Eis bekomm habe.“
Das reichte dem Richter. Nun hatte er ein genaues Bild von dem Geschehen. Jetzt konnte er auch diesen scheinbaren Widerspruch der beiden Zeugenaussagen (Penner – Künstler) nachvollziehen und stellte fest, dass Beide im Grunde die Wahrheit gesagt hatten. Eben jeder die, die er für sich selbst wahrgenommen hatte. Der Herr im feinen Anzug hat nur die Kleidung des Malers gesehen und ihn gleich in die Schublade Penner gesteckt. Auf das Gemalte hat er scheinbar gar nicht mehr geschaut und da er jetzt so vorurteilsbehaftet
war, hatte er auch wohl kein Interesse mehr daran es zu tun. Sein flüchtiger Blick ließ ihn nur ein Farbengeschmiere erkennen. Vielleicht lag es auch daran, dass er erst gar nicht näher dorthin gegangen ist (z.B. Ekel vor einem Penner, nichts mit Asozialen zu tun haben wollen, etc.), dass es ihm auch gar nicht möglich war, das Bild richtig zu erkennen. Das heißt, die Aussage war nach seiner Wahrnehmung und den Erfahrungswerten, die er hatte völlig korrekt (also keine Lüge). Das Einzige ist bloß, dass er nicht neutral war, sondern Umstände bewertet hat (schmutzige Kleidung = Penner) Aber auch die Mutter war in ihrer Aussage nicht ganz neutral. Sie hat in erster Linie nur das Bild gesehen, was sie regelrecht überwältigt hat. Das Aussehen des „Künstlers“ spielte daher für sie keine weitere Rolle. So ein Gemälde konnte halt ihrer Erfahrung nach nur ein wirklich guter Künstler kreieren. Daher stellte sie es erst gar nicht in Zweifel, dass es sich bei dem schmutzig gekleideten alten Mann um einen Künstler handeln muss. Auch hier kommt wieder unser Schubladendenken ins Spiel.
Das Kind war in diesem Fall wirklich wahrhaftig. Es hat neutral, ohne irgendetwas zu bewerten, genau das beschrieben, was es gesehen bzw. wahrgenommen hat. Kinder haben zum Glück meist noch nicht dieses Schubladendenken. Aus diesem Grund meinte Jesus damals ja auch:
„Werdet wie die Kinder und ihr seit dem Himmelsreich viel näher.“
Genau danach versuche ich auch zu leben. Immer erst alles als neutraler Beobachter genau zu untersuchen und betrachten, bevor ich ein Urteil fälle. Und anschließend in Liebe handeln. Ich frage mich dann immer, was hätte Jesus wohl an dieser Stelle getan. Schwierig wird das Ganze, wenn viele Emotionen mit im Spiel sind. Ich ziehe mich dann meist zurück, ohne zu handeln. Erst wenn ich die Emotionen abgestellt habe, kann ich wirklich klar und neutral denken und auch urteilen und handeln. Und erst später, wenn sich die Gemüter ein wenig beruhigt haben, wird die Auseinandersetzung (verbal, nicht körperlich) fortgesetzt.
Also man sieht, was im ersten Moment vielleicht unwahr erscheint, aus einer anderen Sicht vielleicht doch als wahr zu bezeichnen ist. Man sollte sehr vorsichtig seinen, jemanden einer Lüge zu bezichtigen. Aber was sind nun Halbwahrheiten?
In meinen Augen sind das Wahrheiten, die einen gewissen Spielraum für eigene Assoziationen und Meinungen zulassen. Damit meine ich, ich erzähle etwas und lasse einfach ein paar Details außen vor, dass zwar alles den Tatsachen genau entspricht, aber jemand anderen in eine ganz andere Richtung denken lässt. Voraussetzung ist natürlich, dass man die
Person, die man in die Irre führen möchte sehr gut kennt. Man muss zum Teil die Denkweise und natürlich auch deren Erfahrungsschatz sehr gut kennen. Sonst funktioniert das nicht.
Jetzt kommt natürlich die Frage auf: Ist das dann nicht eine Lüge?
In meinen Augen ist das keine Lüge. Es ist ja auch keine Unwahrheit. Alles was erzählt wurde entspricht der Wahrheit. Das durch weglassen von Details eine Sache vielleicht in einem ganz anderen Licht da steht, weil diese Person zu einem andern Denkschluss kommt ist ja nicht meine Schuld. Wie andere denken kann ich ja nicht wirklich wissen (zumindest
kann ich noch keine Gedanken lesen).
Sollte diese Person nun allerdings laut denken, dass ich seinen Gedanken folgen kann, oder gar Fragen stellen, muss ich ihn korrigieren, wenn er sich sonst auf Grund der fehlenden Details irrt. Mache ich das nicht, wird meine Wahrheit zur Lüge - Unwahrheit (Lüge). Aus diesem Grund darf man bei Gericht auch nichts verschweigen. Entweder man schweigt ganz (kommt meist einem Schuldbekenntnis gleich), oder man erzählt alles im Detail.
Hallo Alle zusammen,
Vorweg erst einmal ein paar meiner Gedanken zur Wahrheit und Lüge
Was ist Wahrheit und was ist Lüge? Was sind Halbwahrheiten? Wie kann etwas halb wahr sein?
Allein an diesen Fragestellungen merkt man, dass es nicht sehr leicht ist, Wahrheit und Lüge voneinander zu trennen. Meiner Meinung nach gibt es nur Wahrheit und Unwahrheit. Das Wort Lüge benutze ich ungern, weil es mit Negativität behaftet ist.
Es gibt aber immer verschiedene Arten von Wahrheit, weil jeder seine eigene Wahrheit hat. Um das nun etwas verständlicher zu machen, erzähle ich erst einmal eine kleine Geschichte.
Auf dem Domplatz in Köln kniet ein älterer Mann mit alter, zerrissener und mit Farbe vollgekleckster Kleidung. Auf dem Kopf hat er eine schmieriger Mütze und viel Farbe an Händen und im Gesicht. Er malt eifrig an einem Bild. Der Dom ist in seiner ganzen Pracht schon als Gemälde fertig gestellt. Dazu ist schon im Vordergrund die Heilige Marie sehr gut zu erkennen. Auch das Jesuskind in ihren Armen kann man schon deutlich erkennen. Aber das Werk ist noch nicht ganz fertig. Es kommt ein Herr im feinen Anzug vorbei und sieht diesen Mann dort knien. Er schüttelt nur den Kopf und denkt: “Dieses asoziale Pack, muss das denn sein, dass der schöne Domplatz von so einem Penner verschandelt wird?“ - Greift zum Handy und ruft die Polizei. Dann kommt eine Frau mit Kind (ca. 6 Jahre) hinzu, sieht das Bild und sagt: „Mein Gott was für ein schönes Gemälde. So ein lebendiges und kraftvolles Kunstwerk habe ich noch nie gesehen. Auch das Kind schaut sich alles genau an. Die Polizei kommt, spricht mit dem Mann im Anzug. Dieser zeigt erst auf den Maler und dann auf die Frau mit Kind. Die Polizei macht sich Notizen - nimmt wahrscheinlich die Personalien des Herrn im Anzug und denTatbestand auf. Daraufhin kommt die Polizei zum Maler(Täter) und der
Frau. Sie nehmen auch die Personalien dieser Personen auf. Dann muss der Täter seine Sachen zusammensuchen und wird von der Polizei mitgenommen.
Monate später kommt es zur Gerichtsverhandlung. Erst wird der Täter vom Richter vernommen. Er fühlte sich keiner Schuld bewusst, und erzählt, dass er vom Anblick des Doms so überwältigt und inspiriert war, dass er sofort Farben besorgte, um zu malen. Danach wurde der Herr im feinen Anzug vom Richter verhört. Von diesem erfuhr er, dass es sich beim Angeklagten um einen Penner handelte, der den schönen Domplatz verunstaltete. Aus diesem Grund erstattete er (der Herr im feinen Anzug) Anzeige.
Der Richter schaute zum Angeklagten. Dieser war völlig normal gekleidet. Nichts wies auf einen Penner hin. Als nächstes kam die Mutter von dem Kind, dessen Personalien die Polizei auch aufgenommen hatte. Dieses Mal bekam der Richter zu hören, dass es sich beim Angeklagten um einen Künstler handelt, und dass er ein wunderschönes Gemälde vom Dom
gemalt hätte, von dem sie überwältigt gewesen wäre.
Wieder schaute der Richter zum Angeklagten. War das nun ein Künstler?
Nachdem er sich nun alle Parteien angehört hatte, war der Richter sehr verzweifelt. Wie passen diese Gegensätze nun zusammen. Künstler oder Penner, Geschmiere oder Kunstwerk. Der Richter selbst war ja nicht dabei und konnte sich nun wirklich kein klares Bild machen. Einer von den Zeugen musste sich doch irren- oder doch nicht? Wer von den Beiden
erzählte denn nun die Wahrheit? - Er nahm noch einmal die Akte zur Hand und bemerkte eine Randnotiz: „Mutter mit Kind (ca. 6 Jahre)“ Nun dachte der Richter. Vielleicht sollte ich noch einmal die Sitzung fortsetzen und mir das Kind dazu anhören.
Gesagt, getan. Da das Kind zufällig sowieso mit der Oma vor der Tür auf die Mutter wartete, konnte die Sitzung direkt fortgesetzt werden. So kam das Kind zum Richter und erzählte ihm alles. „Ja da war der alte Mann mit zerrissen und voll mit Farbe verschmierten Hosen. Auch der graue Kittel war mit Farbe verschmiert. Auf dem Kopf hatte er eine schmierige Mütze auf. Der hatte genauso wie ich, wenn ich male, die Hände und das Gesicht voll Farbe. Er hat ein schönes Bild gemalt. Die gleiche Kirche, die dort auf dem Platz steht, bloß eben viel kleiner. Dann war da noch eine Frau mit einem Baby auf dem Arm. Mama sagte, die sind heilig und deshalb schien die Sonne über deren Köpfe. Das heißt Heiligschein oder so. Dann kam die Polizei und hat mit Mami und dem alten Mann geredet. Die waren nicht so freundlich. Die haben mit ihm genauso geschimpft, wie Mami mit mir, wenn ich so mit der Farbe
rumkleckere. Der musste auch sofort die Farben zusammenräumen und mitgehen, um sich zu waschen. Das Bild ist aber nicht mehr da. Als ich mit Opa über den Platz gegangen bin, um ihm den Heiligschein zu zeigen, war es weg. Das war da, wo ich von Opa das Eis bekomm habe.“
Das reichte dem Richter. Nun hatte er ein genaues Bild von dem Geschehen. Jetzt konnte er auch diesen scheinbaren Widerspruch der beiden Zeugenaussagen (Penner – Künstler) nachvollziehen und stellte fest, dass Beide im Grunde die Wahrheit gesagt hatten. Eben jeder die, die er für sich selbst wahrgenommen hatte. Der Herr im feinen Anzug hat nur die Kleidung des Malers gesehen und ihn gleich in die Schublade Penner gesteckt. Auf das Gemalte hat er scheinbar gar nicht mehr geschaut und da er jetzt so vorurteilsbehaftet
war, hatte er auch wohl kein Interesse mehr daran es zu tun. Sein flüchtiger Blick ließ ihn nur ein Farbengeschmiere erkennen. Vielleicht lag es auch daran, dass er erst gar nicht näher dorthin gegangen ist (z.B. Ekel vor einem Penner, nichts mit Asozialen zu tun haben wollen, etc.), dass es ihm auch gar nicht möglich war, das Bild richtig zu erkennen. Das heißt, die Aussage war nach seiner Wahrnehmung und den Erfahrungswerten, die er hatte völlig korrekt (also keine Lüge). Das Einzige ist bloß, dass er nicht neutral war, sondern Umstände bewertet hat (schmutzige Kleidung = Penner) Aber auch die Mutter war in ihrer Aussage nicht ganz neutral. Sie hat in erster Linie nur das Bild gesehen, was sie regelrecht überwältigt hat. Das Aussehen des „Künstlers“ spielte daher für sie keine weitere Rolle. So ein Gemälde konnte halt ihrer Erfahrung nach nur ein wirklich guter Künstler kreieren. Daher stellte sie es erst gar nicht in Zweifel, dass es sich bei dem schmutzig gekleideten alten Mann um einen Künstler handeln muss. Auch hier kommt wieder unser Schubladendenken ins Spiel.
Das Kind war in diesem Fall wirklich wahrhaftig. Es hat neutral, ohne irgendetwas zu bewerten, genau das beschrieben, was es gesehen bzw. wahrgenommen hat. Kinder haben zum Glück meist noch nicht dieses Schubladendenken. Aus diesem Grund meinte Jesus damals ja auch:
„Werdet wie die Kinder und ihr seit dem Himmelsreich viel näher.“
Genau danach versuche ich auch zu leben. Immer erst alles als neutraler Beobachter genau zu untersuchen und betrachten, bevor ich ein Urteil fälle. Und anschließend in Liebe handeln. Ich frage mich dann immer, was hätte Jesus wohl an dieser Stelle getan. Schwierig wird das Ganze, wenn viele Emotionen mit im Spiel sind. Ich ziehe mich dann meist zurück, ohne zu handeln. Erst wenn ich die Emotionen abgestellt habe, kann ich wirklich klar und neutral denken und auch urteilen und handeln. Und erst später, wenn sich die Gemüter ein wenig beruhigt haben, wird die Auseinandersetzung (verbal, nicht körperlich) fortgesetzt.
Also man sieht, was im ersten Moment vielleicht unwahr erscheint, aus einer anderen Sicht vielleicht doch als wahr zu bezeichnen ist. Man sollte sehr vorsichtig seinen, jemanden einer Lüge zu bezichtigen. Aber was sind nun Halbwahrheiten?
In meinen Augen sind das Wahrheiten, die einen gewissen Spielraum für eigene Assoziationen und Meinungen zulassen. Damit meine ich, ich erzähle etwas und lasse einfach ein paar Details außen vor, dass zwar alles den Tatsachen genau entspricht, aber jemand anderen in eine ganz andere Richtung denken lässt. Voraussetzung ist natürlich, dass man die
Person, die man in die Irre führen möchte sehr gut kennt. Man muss zum Teil die Denkweise und natürlich auch deren Erfahrungsschatz sehr gut kennen. Sonst funktioniert das nicht.
Jetzt kommt natürlich die Frage auf: Ist das dann nicht eine Lüge?
In meinen Augen ist das keine Lüge. Es ist ja auch keine Unwahrheit. Alles was erzählt wurde entspricht der Wahrheit. Das durch weglassen von Details eine Sache vielleicht in einem ganz anderen Licht da steht, weil diese Person zu einem andern Denkschluss kommt ist ja nicht meine Schuld. Wie andere denken kann ich ja nicht wirklich wissen (zumindest
kann ich noch keine Gedanken lesen).
Sollte diese Person nun allerdings laut denken, dass ich seinen Gedanken folgen kann, oder gar Fragen stellen, muss ich ihn korrigieren, wenn er sich sonst auf Grund der fehlenden Details irrt. Mache ich das nicht, wird meine Wahrheit zur Lüge - Unwahrheit (Lüge). Aus diesem Grund darf man bei Gericht auch nichts verschweigen. Entweder man schweigt ganz (kommt meist einem Schuldbekenntnis gleich), oder man erzählt alles im Detail.
Wenn du glaubst es geht Nichts mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her