Vers1
Sañjaya sagte: Als Madhusudana, Krishna, Arjuna voller Mitleid und sehr betrübt sah, mit Tränen in den Augen, sprach Er die folgenden Worte.
Vers2
Die Höchste Person [Bhagavan] sprach: Mein lieber Arjuna, wie konnten diese Unreinheiten über dich kommen? Sie ziemen sich in keiner Weise für einen Mann, der die höheren Werte des Lebens kennt. Sie führen nicht zu höheren Planeten, sondern zu Schande.
Vers3
O Sohn Prthas, gib dieser entwürdigenden Schwachheit nicht nach. Es ist dir nicht angemessen. Gib diese kleinliche Schwäche des Herzens auf und erhebe dich o Bezwinger des Feindes.
Vers4
Arjuna sagte: O Vernichter des Madhu [Krishna], wie kann ich mit Pfeilen in der Schlacht Männer wie Bhisma und Drona bekämpfen, die meiner Verehrung würdig sind?
Vers5
Es ist besser, in dieser Welt durch Betteln zu leben als auf Kosten der Leben großer Seelen, die meine Lehrer sind. Obwohl sie von Habsucht getrieben werden, sind sie dennoch Höher gestellte. Wenn sie getötet werden, wird unser Gewinn mit Blut befleckt sein.
Vers6
Auch wissen wir nicht, was besser ist - die Söhne Dhrtarastras zu besiegen oder von ihnen besiegt zu werden. Wenn wir sie töteten, wäre es besser, nicht mehr zu leben. Nun stehen sie vor uns auf dem Schlachtfeld.
Vers7
Ich weiß nicht mehr, was meine Pflicht ist, und ich habe aus Schwäche meine Fassung verloren. In diesem Zustand bitte ich Dich, mir klar zusagen, was das beste für mich ist. Jetzt bin ich Dein Schüler und eine Dir ergebene Seele. Bitte unterweise mich.
Vers8
Ich kann kein Mittel finden, dieses Leid zu vertreiben, das meine Sinne austrocknet. Ich wäre nicht einmal fähig, davon frei zu werden, wenn ich ein unangefochtenes Königreich auf der Erde mit einer Oberherrschaft wie die der Halbgötter im Himmel gewänne.
Vers9
Sañjaya sagte: Nachdem Arjuna, der Bezwinger der Feinde, so gesprochen hatte, sagte er zu Krishna: "Govinda, ich werde nicht kämpfen!" und verstummte.
Vers10
O Nachfahre Bharatas [Dhrtarastra], da sprach Krishna in der Mitte zwischen den beiden Heeren zu dem kummervollen Arjuna lächelnd die folgenden Worte.
Vers11
Der Höchste Herr sprach: Während du gelehrte Worte sprichst, betrauerst du, was des Kummers nicht wert ist. Die Weisen beklagen weder die Lebenden noch die Toten.
Vers12
Niemals gab es eine Zeit, als Ich oder du oder all diese Könige nicht existierten, noch wird in der Zukunft einer von uns aufhören zu sein.
Vers13
So wie die verkörperte Seele in diesem Körper fortgesetzt von Knabenzeit zu Jugend und zu Alter wandert, so geht die Seele beim Tod in ähnlicher Weise in einen anderen Körper ein. Die selbstverwirklichte Seele ist durch einen solchen Wechsel nicht verwirrt.
Vers14
O Sohn Kuntis, das unbeständige Erscheinen von Glück und Leid und ihr Verschwinden im Laufe der Zeit gleichen dem Kommen und Gehen von Sommer und Winter. Sie entstehen durch Sinneswahrnehmung, o Nachkomme Bharatas, und man muß lernen, sie zu dulden, ohne gestört zu sein.
Vers15
O Bester unter den Menschen [Arjuna], wer sich durch Glück und Leid nicht stören läßt, sondern in beiden geduldig ist, eignet sich gewiss dazu, Befreiung zu erlangen.
Vers16
Die Weisen, die die Wahrheit sehen, haben erkannt, daß das Inexistente ohne Dauer und das Existente ohne Ende ist. Zu diesem Schluss sind die Weisen gekommen, nachdem sie das Wesen von beiden studiert hatten.
Vers17
Wisse, das was den gesamten Körper durchdringt, ist unzerstörbar. Niemand ist imstande, die unvergängliche Seele zu zerstören.
Vers18
Nur der materielle Körper des unzerstörbaren, unmessbaren und ewigen Lebewesens unterliegt der Zerstörung. Deshalb kämpfe, o Nachkomme Bharatas.
Vers19
Wer glaubt, das Lebewesen töte oder werde getötet, befindet sich in Unwissenheit. Wer in Wissen gründet, weiß, dass das Lebewesen weder tötet noch getötet wird.
Vers20
Für die Seele gibt es weder Geburt noch Tod. Auch hört sie, da sie einmal war, niemals auf zu sein. Sie ist ungeboren, ewig, immerwährend, unsterblich und urerst. Sie wird nicht getötet, wenn der Körper erschlagen wird.
Vers21
O Partha, wie kann ein Mensch, der weiß, dass die Seele unzerstörbar,u ngeboren, ewig und unveränderlich ist, jemand töten oder einen anderen veranlassen zu töten?
Vers22
Wie ein Mensch alte Kleider ablegt und neue anlegt, so gibt die Seele alt und unbrauchbar gewordene Körper auf und nimmt neue an.
Vers23
Die Seele kann weder von Waffen in Stücke geschnitten, noch kann sie von Feuer verbrannt, von Wasser benetzt oder vom Wind verdorrt werden.
Vers24
Diese individuelle Seele ist unzerbrechlich und unauflöslich und kann weder verbrannt noch ausgetrocknet werden. Sie ist immerwährend, alldurchdringend, unwandelbar, unbeweglich und ewig dieselbe.
Vers25
Es heißt, daß die Seele unsichtbar, unbegreiflich, unveränderlich und unwandelbar ist. Da du dies weißt, solltest du um den Körper nicht trauern.
Vers26
Wenn du jedoch glaubst, die Seele werde ständig aufs neue geboren und sterbe immer wieder, gibt es für dich dennoch keinen Grund zu klagen, o Starkarmiger.
Vers27
Einem, der geboren wurde, ist der Tod sicher, und einem, der gestorben ist, ist die Geburt gewiß. Deshalb solltest du bei der unvermeidlichen Erfüllung deiner Pflicht nicht klagen.
Vers28
Alle erschaffenen Wesen sind am Anfang unmanifestiert, in ihrem Zwischenzustand manifestiert und wieder unmanifestiert, wenn sie vernichtet sind. Warum soll man also klagen?
Vers29
Einige betrachten die Seele als wunderbar; einige beschreiben sie als wunderbar, und einige hören, sie sei wunderbar, wohingegen andere, selbst nachdem sie von ihr gehört haben, sie überhaupt nicht verstehen können.
Vers30
O Nachkomme Bharatas, die Seele, die im Körper wohnt, ist ewig und kann niemals getötet werden. Daher brauchst du um kein Geschöpf zu trauern.
Vers31
Im Hinblick auf deine besondere Pflicht als ksatriya [Krieger] solltest du wissen, daß es für dich keine bessere Beschäftigung gibt, als auf der Grundlage religiöser Prinzipien zu kämpfen. Daher ist es nicht notwendig zu zögern.
Vers32
O Partha, glücklich sind die ksatriyas, denen sich unverhofft solche Gelegenheiten zum Kampf bieten, da sie ihnen die Tore der himmlischen Planeten öffnen.
Vers33
Wenn du jedoch in diesem religiösen Krieg nicht kämpfst, wirst du gewiß Sünden auf dich laden, weil du deine Pflichten vernachlässigst, und so deinen Ruf als Kämpfer verlieren.
Vers34
Für alle Zeiten wird man von deiner Schmach sprechen, und für jemand, der einmal geehrt wurde, ist Schande schlimmer als der Tod.
Vers35
Die großen Generäle, die deinen Namen und Ruhm hoch ehrten, werden denken, du habest das Schlachtfeld nur aus Furcht verlassen, und so werden sie dich für einen Feigling halten.
Vers36
Deine Feinde werden schlecht über dich reden und deine Fähigkeit verspotten. Was könnte schmerzlicher für dich sein?
Vers37
O Sohn Kuntis, entweder wirst du auf dem Schlachtfeld getötet werden und die himmlischen Planeten erreichen, oder du wirst siegen und so das irdische Königreich genießen. Erhebe dich daher, und kämpfe mit Entschlossenheit.
Vers38
Kämpfe um des Kampfes willen, ohne Glück oder Leid, Verlust oder Gewinn, Sieg oder Niederlage zu beachten. Wenn du so handelst, wirst du niemals Sünde auf dich laden.
Vers39
Bisher habe Ich dir das analytische Wissen der Sankhya-Philosophie erklärt. Höre jetzt von dem Wissen um jenen Yoga, durch den man ohne fruchttragendes Ergebnis arbeitet. O Sohn Prathas, wenn du mit solcher Intelligenz handelst, kannst du dich von der Fessel der Werke befreien.
Vers40
Bei diesem Bemühen gibt es weder Verlust noch Minderung, und schon ein wenig Fortschritt auf diesem Pfad kann einen vor der größten Gefahr bewahren.
Vers41
Diejenigen, die diesen Pfad beschreiten, sind entschlossen in ihrem Vorhaben, und ihr Ziel ist eins. O geliebtes Kind der Kurus, die Intelligenz der Unentschlossenen jedoch ist vielverzweigt.
Vers42-43
Menschen mit geringem Wissen hängen sehr an den blumenreichen Worten der Vedas, die ihnen verschiedene fruchtbringende Tätigkeiten zur Erhebung zu himmlischen Planeten empfehlen, wo eine gute Geburt, Macht und sofort auf sie warten. Da sie nach Sinnenbefriedigung und einem Leben in Hülle und Fülle begehren, sagen sie, es gebe nichts, was darüber hinausgehe.
Vers44
Im Geist derer, die zu sehr an Sinnengenuss und materiellem Reichtum haften und von solchen Dingen verwirrt sind, kommt es nicht zu dem festen Entschluss, dem Höchsten Herrn in Hingabe zu dienen.
Vers45
Die Veden handeln hauptsächlich von den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur. Erhebe dich über diese Erscheinungsweisen, o Arjuna; Sei transzendental zu ihnen allen. Sei frei von allen Dualitäten und aller Sorge um Gewinn und Sicherheit, und sei im Selbst verankert.
Vers46
Alle Zwecke, die ein kleiner Teich nach und nach erfüllt, können große Gewässer sofort erfüllen. In ähnlicher Weise kann alle Früchte der Veden erreichen, wer das Ziel der Veden kennt.
Vers47
Du hast das Recht, deine vorgeschriebene Pflicht zu erfüllen, aber du hast keinen Anspruch auf die Früchte des Handelns. Halte dich niemals für die Ursache der Ergebnisse deiner Tätigkeiten, und hafte niemals daran, deine Pflicht nicht zu erfüllen.
Vers48
Sei fest im Yoga verankert, o Arjuna. Erfülle deine Pflicht, und gib alle Anhaftung an Erfolg oder Mißerfolg auf. Solche Ausgeglichenheit des Geistes wird Yoga genannt.
Vers49
O Dhanañjaya, befreie dich von allen fruchtbringenden Tätigkeiten durch hingebungsvollen Dienst, und ergib dich völlig in dieses Bewusstsein. Diejenigen, die die Früchte ihrer Arbeit genießen wollen, sind Geizhälse.
Vers50
Jemand, der im hingebungsvollen Dienst tätig ist, befreit sich schon in diesem Leben sowohl von guten als auch von schlechten Reaktionen. Deshalb strebe nach Yoga, o Arjuna, der Kunst aller Arbeit.
Vers51
Die Weisen, die im hingebungsvollen Dienst tätig sind, suchen Zuflucht beim Herrn und befreien sich aus dem Kreislauf von Geburt und Tod, indem sie den Früchten des Handelns in der materiellen Welt entsagen. Auf diese Weise können sie jenen Ort erreichen, der jenseits aller Leiden liegt.
Vers52
Wenn deine Intelligenz aus dem dichten Wald der Täuschung herausgetreten ist, wirst du gleichgültig werden gegenüber allem, was gehört worden und was noch zu hören ist.
Vers53
Wenn dein Geist nicht länger von der blumigen Sprache der Veden verwirrt ist und fest in der Trance der Selbstverwirklichung verankert bleibt, dann wirst du das göttliche Bewusstsein erreicht haben.
Vers54
Arjuna sprach: O Kesava, welche Merkmale weist jemand auf, dessen Bewusstsein in die Transzendenz eingegangen ist? Wie und worüber spricht er? Wie sitzt er und wie geht er?
Vers55
Der Höchste Herr sprach: O Partha, wenn ein Mensch alle Arten von Sinnesbegierden aufgibt, die gedanklicher Überlegung entspringen, und wenn sein Geist im Selbst allein Befriedigung findet, dann sagt man von ihm, er sei in reinem transzendentalem Bewusstsein verankert.
Vers56
Wer trotz der dreifachen Leiden nicht verwirrt ist, nicht von Freude überwältigt wird, wenn er Glück erfährt, und frei von Anhaftung, Angst und Zorn ist, wird ein Weiser mit stetigem Geist genannt.
Vers57
Wer frei von Anhaftung ist und nicht frohlockt, wenn ihm Gutes widerfährt, noch jammert, wenn ihm Übles geschieht, ist fest in vollkommenem Wissen verankert.
Vers58
Wer imstande ist, seine Sinne von den Sinnesobjekten zurückzuziehen, so wie die Schildkröte ihre Glieder in den Panzer einzieht, gründet in wirklichem Wissen.
Vers59
Die verkörperte Seele mag zwar von Sinnenfreuden zurückgehalten werden, doch der Geschmack für Sinnesobjekte bleibt; wenn sie jedoch solche Neigungen aufgibt, da sie einen höheren Geschmack erfährt, ist sie im Bewusstsein gefestigt.
Vers60
Die Sinne sind so stark und ungestüm, o Arjuna, daß sie sogar den Geist eines Mannes gewaltsam fortreißen, der Unterscheidungsvermögen besitzt und bemüht ist, sie zu beherrschen.
Vers61
Wer seine Sinne zurückhält und sein Bewusstsein fest auf Mich richtet, ist bekannt als ein Mensch von stetiger Intelligenz.
Vers62
Beim Betrachten der Sinnesobjekte entwickelt der Mensch Anhaftung an sie; aus solcher Anhaftung entwickelt sich Lust, und aus Lust geht Zorn hervor.
Vers63
Aus Zorn entsteht Täuschung, und der Täuschung folgt die Verwirrung der Erinnerung. Wenn die Erinnerung verwirrt ist, geht die Intelligenz verloren, und wenn die Intelligenz verloren ist, fällt man wieder in den materiellen Sumpf zurück.
Vers64
Wer seine Sinne meistern kann, indem er den regulierenden Prinzipien der Freiheit folgt, kann die volle Barmherzigkeit des Herrn erlangen und so von aller Anhaftung und Abneigung frei werden.
Vers65
Für jemand, der so im göttlichen Bewusstsein gründet, existieren die dreifachen Leiden des materiellen Daseins nicht länger, und in einem solch glücklichen Zustand wird seine Intelligenz sehr bald stetig.
Vers66
Wer nicht imtranszendentalen Bewußtsein gründet, kann weder einen beherrschten Geist noch stetige Intelligenz besitzen, ohne die keine Möglichkeit zum Frieden besteht. Und wie kann es Glück ohne Frieden geben?
Vers67
Gleich einem Boot auf dem Wasser, das von einem Sturm hinweggerissen wird, kann die Intelligenz des Menschen schon von einem der Sinne davongetragen werden, auf den der Geist sich richtet.
Vers68
Daher, o Starkarmiger, verfügt jemand, dessen Sinne von ihren Objekte zurückgezogen sind, über stetige Intelligenz.
Vers69
Was Nacht ist für alle Wesen, ist die Zeit des Erwachens für den Selbstbeherrschten, und die Zeit des Erwachens für alle Wesen ist Nacht für den nach innen gekehrten Weisen.
Vers70
Nur wer durch die unaufhörliche Flut von Wünschen nicht gestört ist - die wie Flüsse in den Ozean münden, der ständig gefüllt wird, doch immer ruhig bleibt -, kann Frieden erlangen, und nicht derjenige, der danach trachtet, solche Wünsche zu befriedigen.
Vers71
Jemand, der alle Wünsche nach Sinnenbefriedigung aufgegeben hat, der frei von Wünschen ist, allen Anspruch auf Besitz aufgegeben hat und frei von falschem Ego ist - er allein kann wirklichen Frieden erlangen.
Vers72
Das ist der Weg des spirituellen und gottgefälligen Lebens. Nachdem man es erreicht hat, ist man nicht mehr verwirrt. Ist man selbst zur Stunde des Todes in diesem Bewusstsein verankert, kann man in das Königreich Gottes eintreten.
Sañjaya sagte: Als Madhusudana, Krishna, Arjuna voller Mitleid und sehr betrübt sah, mit Tränen in den Augen, sprach Er die folgenden Worte.
Vers2
Die Höchste Person [Bhagavan] sprach: Mein lieber Arjuna, wie konnten diese Unreinheiten über dich kommen? Sie ziemen sich in keiner Weise für einen Mann, der die höheren Werte des Lebens kennt. Sie führen nicht zu höheren Planeten, sondern zu Schande.
Vers3
O Sohn Prthas, gib dieser entwürdigenden Schwachheit nicht nach. Es ist dir nicht angemessen. Gib diese kleinliche Schwäche des Herzens auf und erhebe dich o Bezwinger des Feindes.
Vers4
Arjuna sagte: O Vernichter des Madhu [Krishna], wie kann ich mit Pfeilen in der Schlacht Männer wie Bhisma und Drona bekämpfen, die meiner Verehrung würdig sind?
Vers5
Es ist besser, in dieser Welt durch Betteln zu leben als auf Kosten der Leben großer Seelen, die meine Lehrer sind. Obwohl sie von Habsucht getrieben werden, sind sie dennoch Höher gestellte. Wenn sie getötet werden, wird unser Gewinn mit Blut befleckt sein.
Vers6
Auch wissen wir nicht, was besser ist - die Söhne Dhrtarastras zu besiegen oder von ihnen besiegt zu werden. Wenn wir sie töteten, wäre es besser, nicht mehr zu leben. Nun stehen sie vor uns auf dem Schlachtfeld.
Vers7
Ich weiß nicht mehr, was meine Pflicht ist, und ich habe aus Schwäche meine Fassung verloren. In diesem Zustand bitte ich Dich, mir klar zusagen, was das beste für mich ist. Jetzt bin ich Dein Schüler und eine Dir ergebene Seele. Bitte unterweise mich.
Vers8
Ich kann kein Mittel finden, dieses Leid zu vertreiben, das meine Sinne austrocknet. Ich wäre nicht einmal fähig, davon frei zu werden, wenn ich ein unangefochtenes Königreich auf der Erde mit einer Oberherrschaft wie die der Halbgötter im Himmel gewänne.
Vers9
Sañjaya sagte: Nachdem Arjuna, der Bezwinger der Feinde, so gesprochen hatte, sagte er zu Krishna: "Govinda, ich werde nicht kämpfen!" und verstummte.
Vers10
O Nachfahre Bharatas [Dhrtarastra], da sprach Krishna in der Mitte zwischen den beiden Heeren zu dem kummervollen Arjuna lächelnd die folgenden Worte.
Vers11
Der Höchste Herr sprach: Während du gelehrte Worte sprichst, betrauerst du, was des Kummers nicht wert ist. Die Weisen beklagen weder die Lebenden noch die Toten.
Vers12
Niemals gab es eine Zeit, als Ich oder du oder all diese Könige nicht existierten, noch wird in der Zukunft einer von uns aufhören zu sein.
Vers13
So wie die verkörperte Seele in diesem Körper fortgesetzt von Knabenzeit zu Jugend und zu Alter wandert, so geht die Seele beim Tod in ähnlicher Weise in einen anderen Körper ein. Die selbstverwirklichte Seele ist durch einen solchen Wechsel nicht verwirrt.
Vers14
O Sohn Kuntis, das unbeständige Erscheinen von Glück und Leid und ihr Verschwinden im Laufe der Zeit gleichen dem Kommen und Gehen von Sommer und Winter. Sie entstehen durch Sinneswahrnehmung, o Nachkomme Bharatas, und man muß lernen, sie zu dulden, ohne gestört zu sein.
Vers15
O Bester unter den Menschen [Arjuna], wer sich durch Glück und Leid nicht stören läßt, sondern in beiden geduldig ist, eignet sich gewiss dazu, Befreiung zu erlangen.
Vers16
Die Weisen, die die Wahrheit sehen, haben erkannt, daß das Inexistente ohne Dauer und das Existente ohne Ende ist. Zu diesem Schluss sind die Weisen gekommen, nachdem sie das Wesen von beiden studiert hatten.
Vers17
Wisse, das was den gesamten Körper durchdringt, ist unzerstörbar. Niemand ist imstande, die unvergängliche Seele zu zerstören.
Vers18
Nur der materielle Körper des unzerstörbaren, unmessbaren und ewigen Lebewesens unterliegt der Zerstörung. Deshalb kämpfe, o Nachkomme Bharatas.
Vers19
Wer glaubt, das Lebewesen töte oder werde getötet, befindet sich in Unwissenheit. Wer in Wissen gründet, weiß, dass das Lebewesen weder tötet noch getötet wird.
Vers20
Für die Seele gibt es weder Geburt noch Tod. Auch hört sie, da sie einmal war, niemals auf zu sein. Sie ist ungeboren, ewig, immerwährend, unsterblich und urerst. Sie wird nicht getötet, wenn der Körper erschlagen wird.
Vers21
O Partha, wie kann ein Mensch, der weiß, dass die Seele unzerstörbar,u ngeboren, ewig und unveränderlich ist, jemand töten oder einen anderen veranlassen zu töten?
Vers22
Wie ein Mensch alte Kleider ablegt und neue anlegt, so gibt die Seele alt und unbrauchbar gewordene Körper auf und nimmt neue an.
Vers23
Die Seele kann weder von Waffen in Stücke geschnitten, noch kann sie von Feuer verbrannt, von Wasser benetzt oder vom Wind verdorrt werden.
Vers24
Diese individuelle Seele ist unzerbrechlich und unauflöslich und kann weder verbrannt noch ausgetrocknet werden. Sie ist immerwährend, alldurchdringend, unwandelbar, unbeweglich und ewig dieselbe.
Vers25
Es heißt, daß die Seele unsichtbar, unbegreiflich, unveränderlich und unwandelbar ist. Da du dies weißt, solltest du um den Körper nicht trauern.
Vers26
Wenn du jedoch glaubst, die Seele werde ständig aufs neue geboren und sterbe immer wieder, gibt es für dich dennoch keinen Grund zu klagen, o Starkarmiger.
Vers27
Einem, der geboren wurde, ist der Tod sicher, und einem, der gestorben ist, ist die Geburt gewiß. Deshalb solltest du bei der unvermeidlichen Erfüllung deiner Pflicht nicht klagen.
Vers28
Alle erschaffenen Wesen sind am Anfang unmanifestiert, in ihrem Zwischenzustand manifestiert und wieder unmanifestiert, wenn sie vernichtet sind. Warum soll man also klagen?
Vers29
Einige betrachten die Seele als wunderbar; einige beschreiben sie als wunderbar, und einige hören, sie sei wunderbar, wohingegen andere, selbst nachdem sie von ihr gehört haben, sie überhaupt nicht verstehen können.
Vers30
O Nachkomme Bharatas, die Seele, die im Körper wohnt, ist ewig und kann niemals getötet werden. Daher brauchst du um kein Geschöpf zu trauern.
Vers31
Im Hinblick auf deine besondere Pflicht als ksatriya [Krieger] solltest du wissen, daß es für dich keine bessere Beschäftigung gibt, als auf der Grundlage religiöser Prinzipien zu kämpfen. Daher ist es nicht notwendig zu zögern.
Vers32
O Partha, glücklich sind die ksatriyas, denen sich unverhofft solche Gelegenheiten zum Kampf bieten, da sie ihnen die Tore der himmlischen Planeten öffnen.
Vers33
Wenn du jedoch in diesem religiösen Krieg nicht kämpfst, wirst du gewiß Sünden auf dich laden, weil du deine Pflichten vernachlässigst, und so deinen Ruf als Kämpfer verlieren.
Vers34
Für alle Zeiten wird man von deiner Schmach sprechen, und für jemand, der einmal geehrt wurde, ist Schande schlimmer als der Tod.
Vers35
Die großen Generäle, die deinen Namen und Ruhm hoch ehrten, werden denken, du habest das Schlachtfeld nur aus Furcht verlassen, und so werden sie dich für einen Feigling halten.
Vers36
Deine Feinde werden schlecht über dich reden und deine Fähigkeit verspotten. Was könnte schmerzlicher für dich sein?
Vers37
O Sohn Kuntis, entweder wirst du auf dem Schlachtfeld getötet werden und die himmlischen Planeten erreichen, oder du wirst siegen und so das irdische Königreich genießen. Erhebe dich daher, und kämpfe mit Entschlossenheit.
Vers38
Kämpfe um des Kampfes willen, ohne Glück oder Leid, Verlust oder Gewinn, Sieg oder Niederlage zu beachten. Wenn du so handelst, wirst du niemals Sünde auf dich laden.
Vers39
Bisher habe Ich dir das analytische Wissen der Sankhya-Philosophie erklärt. Höre jetzt von dem Wissen um jenen Yoga, durch den man ohne fruchttragendes Ergebnis arbeitet. O Sohn Prathas, wenn du mit solcher Intelligenz handelst, kannst du dich von der Fessel der Werke befreien.
Vers40
Bei diesem Bemühen gibt es weder Verlust noch Minderung, und schon ein wenig Fortschritt auf diesem Pfad kann einen vor der größten Gefahr bewahren.
Vers41
Diejenigen, die diesen Pfad beschreiten, sind entschlossen in ihrem Vorhaben, und ihr Ziel ist eins. O geliebtes Kind der Kurus, die Intelligenz der Unentschlossenen jedoch ist vielverzweigt.
Vers42-43
Menschen mit geringem Wissen hängen sehr an den blumenreichen Worten der Vedas, die ihnen verschiedene fruchtbringende Tätigkeiten zur Erhebung zu himmlischen Planeten empfehlen, wo eine gute Geburt, Macht und sofort auf sie warten. Da sie nach Sinnenbefriedigung und einem Leben in Hülle und Fülle begehren, sagen sie, es gebe nichts, was darüber hinausgehe.
Vers44
Im Geist derer, die zu sehr an Sinnengenuss und materiellem Reichtum haften und von solchen Dingen verwirrt sind, kommt es nicht zu dem festen Entschluss, dem Höchsten Herrn in Hingabe zu dienen.
Vers45
Die Veden handeln hauptsächlich von den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur. Erhebe dich über diese Erscheinungsweisen, o Arjuna; Sei transzendental zu ihnen allen. Sei frei von allen Dualitäten und aller Sorge um Gewinn und Sicherheit, und sei im Selbst verankert.
Vers46
Alle Zwecke, die ein kleiner Teich nach und nach erfüllt, können große Gewässer sofort erfüllen. In ähnlicher Weise kann alle Früchte der Veden erreichen, wer das Ziel der Veden kennt.
Vers47
Du hast das Recht, deine vorgeschriebene Pflicht zu erfüllen, aber du hast keinen Anspruch auf die Früchte des Handelns. Halte dich niemals für die Ursache der Ergebnisse deiner Tätigkeiten, und hafte niemals daran, deine Pflicht nicht zu erfüllen.
Vers48
Sei fest im Yoga verankert, o Arjuna. Erfülle deine Pflicht, und gib alle Anhaftung an Erfolg oder Mißerfolg auf. Solche Ausgeglichenheit des Geistes wird Yoga genannt.
Vers49
O Dhanañjaya, befreie dich von allen fruchtbringenden Tätigkeiten durch hingebungsvollen Dienst, und ergib dich völlig in dieses Bewusstsein. Diejenigen, die die Früchte ihrer Arbeit genießen wollen, sind Geizhälse.
Vers50
Jemand, der im hingebungsvollen Dienst tätig ist, befreit sich schon in diesem Leben sowohl von guten als auch von schlechten Reaktionen. Deshalb strebe nach Yoga, o Arjuna, der Kunst aller Arbeit.
Vers51
Die Weisen, die im hingebungsvollen Dienst tätig sind, suchen Zuflucht beim Herrn und befreien sich aus dem Kreislauf von Geburt und Tod, indem sie den Früchten des Handelns in der materiellen Welt entsagen. Auf diese Weise können sie jenen Ort erreichen, der jenseits aller Leiden liegt.
Vers52
Wenn deine Intelligenz aus dem dichten Wald der Täuschung herausgetreten ist, wirst du gleichgültig werden gegenüber allem, was gehört worden und was noch zu hören ist.
Vers53
Wenn dein Geist nicht länger von der blumigen Sprache der Veden verwirrt ist und fest in der Trance der Selbstverwirklichung verankert bleibt, dann wirst du das göttliche Bewusstsein erreicht haben.
Vers54
Arjuna sprach: O Kesava, welche Merkmale weist jemand auf, dessen Bewusstsein in die Transzendenz eingegangen ist? Wie und worüber spricht er? Wie sitzt er und wie geht er?
Vers55
Der Höchste Herr sprach: O Partha, wenn ein Mensch alle Arten von Sinnesbegierden aufgibt, die gedanklicher Überlegung entspringen, und wenn sein Geist im Selbst allein Befriedigung findet, dann sagt man von ihm, er sei in reinem transzendentalem Bewusstsein verankert.
Vers56
Wer trotz der dreifachen Leiden nicht verwirrt ist, nicht von Freude überwältigt wird, wenn er Glück erfährt, und frei von Anhaftung, Angst und Zorn ist, wird ein Weiser mit stetigem Geist genannt.
Vers57
Wer frei von Anhaftung ist und nicht frohlockt, wenn ihm Gutes widerfährt, noch jammert, wenn ihm Übles geschieht, ist fest in vollkommenem Wissen verankert.
Vers58
Wer imstande ist, seine Sinne von den Sinnesobjekten zurückzuziehen, so wie die Schildkröte ihre Glieder in den Panzer einzieht, gründet in wirklichem Wissen.
Vers59
Die verkörperte Seele mag zwar von Sinnenfreuden zurückgehalten werden, doch der Geschmack für Sinnesobjekte bleibt; wenn sie jedoch solche Neigungen aufgibt, da sie einen höheren Geschmack erfährt, ist sie im Bewusstsein gefestigt.
Vers60
Die Sinne sind so stark und ungestüm, o Arjuna, daß sie sogar den Geist eines Mannes gewaltsam fortreißen, der Unterscheidungsvermögen besitzt und bemüht ist, sie zu beherrschen.
Vers61
Wer seine Sinne zurückhält und sein Bewusstsein fest auf Mich richtet, ist bekannt als ein Mensch von stetiger Intelligenz.
Vers62
Beim Betrachten der Sinnesobjekte entwickelt der Mensch Anhaftung an sie; aus solcher Anhaftung entwickelt sich Lust, und aus Lust geht Zorn hervor.
Vers63
Aus Zorn entsteht Täuschung, und der Täuschung folgt die Verwirrung der Erinnerung. Wenn die Erinnerung verwirrt ist, geht die Intelligenz verloren, und wenn die Intelligenz verloren ist, fällt man wieder in den materiellen Sumpf zurück.
Vers64
Wer seine Sinne meistern kann, indem er den regulierenden Prinzipien der Freiheit folgt, kann die volle Barmherzigkeit des Herrn erlangen und so von aller Anhaftung und Abneigung frei werden.
Vers65
Für jemand, der so im göttlichen Bewusstsein gründet, existieren die dreifachen Leiden des materiellen Daseins nicht länger, und in einem solch glücklichen Zustand wird seine Intelligenz sehr bald stetig.
Vers66
Wer nicht imtranszendentalen Bewußtsein gründet, kann weder einen beherrschten Geist noch stetige Intelligenz besitzen, ohne die keine Möglichkeit zum Frieden besteht. Und wie kann es Glück ohne Frieden geben?
Vers67
Gleich einem Boot auf dem Wasser, das von einem Sturm hinweggerissen wird, kann die Intelligenz des Menschen schon von einem der Sinne davongetragen werden, auf den der Geist sich richtet.
Vers68
Daher, o Starkarmiger, verfügt jemand, dessen Sinne von ihren Objekte zurückgezogen sind, über stetige Intelligenz.
Vers69
Was Nacht ist für alle Wesen, ist die Zeit des Erwachens für den Selbstbeherrschten, und die Zeit des Erwachens für alle Wesen ist Nacht für den nach innen gekehrten Weisen.
Vers70
Nur wer durch die unaufhörliche Flut von Wünschen nicht gestört ist - die wie Flüsse in den Ozean münden, der ständig gefüllt wird, doch immer ruhig bleibt -, kann Frieden erlangen, und nicht derjenige, der danach trachtet, solche Wünsche zu befriedigen.
Vers71
Jemand, der alle Wünsche nach Sinnenbefriedigung aufgegeben hat, der frei von Wünschen ist, allen Anspruch auf Besitz aufgegeben hat und frei von falschem Ego ist - er allein kann wirklichen Frieden erlangen.
Vers72
Das ist der Weg des spirituellen und gottgefälligen Lebens. Nachdem man es erreicht hat, ist man nicht mehr verwirrt. Ist man selbst zur Stunde des Todes in diesem Bewusstsein verankert, kann man in das Königreich Gottes eintreten.
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